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Auf packende Art und Weise hat unsere Partnerschule Lycée Pasteur in Lille die Odyssee inszeniert. Eine exakte Choreografie und eine unheimlich starke Bühnenpräsenz der Schauspieler zeichnet die Aufführung aus, die wir bei unserem Austauch in Lille erleben konnten. Sie wird hier bei ihrem Besuch in Köln am Mittwoch, den 24.5. um 19.00n im Kulturforum zu sehen sein. Unbedingt empfehlenswert, auch wenn man nicht französisch versteht. Dazu kommt noch eine völlig andere deutsche Fassung unserer Gruppe Tam-Tam.

Hier die Kritik im Stadtanzeiger vom 27.5.2017

Odysseus im Ledermantel ruft zur Versöhnung auf

Theatergruppen haben sich auf ganz unterschiedliche Weise dem klassischen Stoff genähert – Schüler zeigten ambitionierte Aufführungen
VON HANNA STYRIE
Brühl. Kann man ein so gewaltiges Epos wie die Odyssee auf einer kleinen Bühne mit acht Schauspielern darstellen? Tam-Tam, die Theatergruppe des Kölner Albertus Magnus Gymnasiums (AMG), und die Figurentheatergruppe des Brühler Max-Ernst Gymnasiums (MEG) haben die anspruchsvolle Aufgabe gemeinsam in Angriff genommen und präsentierten
das Ergebnis am Freitag in der Galerie am Schloss.
Begeisterte Zuschauer
Mit dabei waren auch Schüler des Lycée Pasteur aus Lille, der Partnerschule des Albertus-Magnus-Gymnasiums, die ebenfalls eine Bühnenversion erarbeitet hatten, mit der sie bei den Zuschauern für Begeisterung sorgten. Die jungen Franzosen traten zunächst als Wanderschauspieler mit Koffern auf, die ihre ganz persönlichen Eindrücke zur Odyssee preisgaben.
Dann empfanden sie die abenteuerlichen Stationen und die gefährlichen Begegnungen nach, die der griechische Held auf seiner langen Irrfahrt erlebte. Die Gäste aus Lille  beeindruckten mit einer tänzerisch inspirierten Inszenierung, die mit so starken, einprägsamen Szenen aufwartete, dass auch diejenigen dem Geschehen gut folgen konnten, die nicht fließend Französisch sprachen. Mit beschränkten Mitteln, passender Musik und ausgeklügelter Lichtregie wurde eine Atmosphäre erzeugt, die jeden sofort in ihren Bann zog. Ein flatterndes Tuch etwa reichte aus, um den Sturm darzustellen, in den Odysseus mit seinem Schiff geriet. Bei ihren Auftritten beeindruckten sämtliche Akteure zudem durch eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz.
Ganz anders wurde das Köln-Brühler Gemeinschaftsprojekt aufgezogen, das zustande kam, weil die beiden Regisseure Brüder sind. Freimut Eschner leitet die Figurentheatergruppe
am MEG, die die Aufführung durch Schattenspiele bereicherte, Roland Eschner die Tam-Tam-Theatergruppe des AMG, die Bezüge zur Gegenwart aufzeigte. Dafür wurden Nachrichtenbilder der Flüchtlingsströme, Sequenzen aus dem Hollywood-Schinken „Die Fahrten des Odysseus“ und anderen Filmen auf Leinwände projiziert und mit der Bühnenhandlung verbunden. Bilder aus der aktuellen Lebenswirklichkeit der Schüler schaffen eine Verbindung zwischen der klassischen Sage und der Gegenwart. Angesichts der Menschen, die über Straßen im Umfeld der Schule eilen, stellt man sich die Frage nach ihrer Herkunft, und zwangsläufig drängt sich dann auch die Flüchtlingsproblematik auf. Die Zuschauer sahen sich in dieser äußerst ambitionierten Aufführung allerdings stellenweise einer visuellen Überforderung ausgesetzt. Das Ende ruft zur Versöhnung auf. Der Odysseus-Darsteller tritt im Ledermantel auf und fragt nach dem Sinn des Krieges. „Wir sollten beieinandersitzen und Ruhe haben“, lautet sein Fazit.