Zeige Navigation

Kulturen der Welt

Welche kulturellen Sitten und Gebräuche fordern unser moralisches Urteil heraus?
Wodurch wird unser eigenes kulturell bedingtes Denken und Handeln in Frage gestellt?
Und wie kann man überhaupt entscheiden, was moralisch richtig und falsch ist?

Diesen Fragen widmeten sich die Philosophiekurse der Jahrgangsstufe 10 bei ihren Exkursionen ins Rautenstrauch-Joest-Museum im Rahmen einer Unterrichtsreihe zur Ethik. Die folgenden Kommentare zeigen, welche Objekte dabei besonderen Eindruck hinterlassen haben:

Box der Vorurteile

Eine von uns ausgewählte Installation befasst sich mit Vorurteilen und ist dargestellt als eine Box, in der man durch Türen hinter die Klischees blicken kann. Diese beschäftigen sich mit Vorurteilen gegenüber Dunkelhäutigen in verschiedenster Art und Weise. Ein Beispiel dafür ist das Kinderlied „zehn kleinen Negerlein“, welches früher Kleinkindern ein falsches Bild vermittelte. Zudem stellten Taschenromane und Filme wie „Tarzan und die Affen“ dunkelhäutige Menschen als wilde, in Horden auftretende Kannibalen dar. Auch in der heutigen Zeit ist unser Bild des Afrikanischen Kontinents von Klischees und Vorurteilen geprägt, beispielsweise werden in Medien (z.B. auf Plakaten oder in Werbespots, welche zu Spendenaktionen aufrufen) dunkelhäutige Menschen generalisierend als verarmt und hungernd dargestellt. (Paul, Mathilda, Jill & Frida)

Das Männerhaus der Asmat

Das Männerhaus der Asmat, das ausschließlich von nicht verheirateten Männern bewohnt wird, ist eine Art Hütte bestehend aus Holz und Fahnen und wird „Yeu“ genannt. Besonders auffällig sind die aufwendig geschnitzten Säulen, die sich in der Mitte der bis zu 100 Meter langen Hütte befinden und das Dach stützen. Die dort abgebildeten Figuren sollen das Verhältnis der Männer zu ihren Vorfahren darstellen. Im Stamm der Asmat sind die Männer das dominierende Geschlecht, jedoch ist es die Aufgabe der Frauen die Familie zu versorgen und somit auch auf die Jagd zu gehen.

Diese Installation warf Fragen insbesondere bezüglich des Geschlechterverhältnisses in unserer und anderen Kulturen auf. (Iman, Lara, Leonie & Rosa)

Fragwürdiges Schönheitsideal: Die Lotusfüße

Um dem Ideal winziger Füße möglichst nahe zu kommen, werden die Füße von weiblichen Säuglingen und Kindern gebrochen und einbandagiert, sodass sie eine bestimmte Form annehmen und nicht wachsen. Wir fanden diese Sitte moralisch nicht richtig, da dabei den Kindern das Selbstbestimmungsrecht genommen wird, ihnen Schmerzen zugefügt werden und sie für ihr ganzes Leben geschädigt werden, da sie nicht mehr richtig laufen können. (Nikita, Edgar & Ole)

Das mexikanische Todesfest

2019 06 02 philo3

Bei unserem Besuch im Rautenstrauch-Joest-Museum, sind wir auf einen Schrein in einer Vitrine gestoßen, der zur Darstellung des mexikanischen Todesfestes errichtet worden ist.

Das Fest findet in den ersten Tagen des Novembers statt. Nach dieser Kultur existiert lediglich ein Schleier zwischen dem Reich der Toten und dem Reich der Lebenden, der in diesen Tagen für die Toten durchlässig sei, so dass die Toten ihre Familie besuchen und mit ihr zusammen feiern können. Die Familie verbringt eine Nacht auf dem Friedhof und feiert dort mit ihren Verstorbenen. Der Schrein wird mit dem Bild des Verstorbenen und Tagetis (auch türkische Nelke oder Todesblume genannt) geschmückt, so dass er seinen Weg nach Hause finden kann. Man glaubt, dass die Toten die orange-gelbe Farbe der Tagetis sehen können, da diese Farben für den Tod stehen. Die Toten seien außerdem nur für die Menschen sichtbar, die das Fest mit vorbereitet haben.

Fest steht, dass man sich in Mexiko mit dem Thema Tod, im Vergleich zu anderen Ländern und Kulturen, mehr beschäftigt, da man in Verbindung mit diesem sogar ein Fest feiert. Wir stellen in Frage, ob es unserer, dem Tod gegenüber so negativ eingestellte und von Angst geprägter Gesellschaft zu Gute kommen könnte, würde man mit den Augen der Mexikaner den Tod nicht als etwas Endgültiges und Finales sehen. Allerdings ist einzuwenden, dass die Angst vor dem Tod nicht nur von kulturellen Riten geprägt ist, sondern der religiöse Glaube ausschlaggebend ist. Auch Menschen mexikanischer Herkunft haben wohl Angst vor dem Tod, da sie größtenteils christlich geprägt sind und sowohl an den Himmel als auch an die Hölle glauben.

Was wir fragwürdig fanden ist sowohl das sinnbildliche Erkennen der Verstorbenen als auch den Erhalt dieses kulturellen Festes. Unserer Vermutung nach reden sich die Menschen, die dieses Fest feiern, ein, die Mitglieder ihrer verstorbenen Familie sehen zu können, und sind deswegen geneigt, dieses Fest als eine zur psychischen Gesundheit zumindest scheinbar positiv beitragenden Illusion aufrecht zu erhalten.

Ob wir dies moralisch bewerten können, ist für uns eine offene Frage. (Kerem & Valerija)

Dämonenaustreibung

Es gibt viele verschiedene Wege mit dem Thema Krankheiten umzugehen und die westliche Welt wählt gewöhnlich den naturwissenschaftlichen Weg. Bei den Singhalesen im ländlichen Süden der Insel Sri Lanka existiert die Vorstellung, dass Dämonen die Menschen zu Verstößen gegen die tradierte Wertordnung verführen, um sie dann mit Krankheiten zu strafen. Die Stämme glauben, dass man die Kranken nur durch bestimmte nächtliche Heilrituale, bei denen maskierte Tänzer auftreten, von diesen Dämonen befreien kann. Die Tänzer tragen dabei Masken, welche die Krankheitsdämonen repräsentieren. Im Ritus werden die Dämonen als Opfer ihrer zügellosen Triebe entlarvt. So erkennt der Patient sein Fehlverhalten und kann genesen. (Noah & Niels)

2019 06 02 philo4

Philosophiekurs der EF, Frau Schubert